
Das Elster-Wehr am Abzweig zum Elsterfloßgraben und dem Alt-Arm der Weißen Elster bei Crossen-Ahlendorf Foto: Angelika Munteanu
Crossen. Die Bilder vom Hochwasser 2013 an der Weißen Elster, die am Donnerstagabend in einer Informationsveranstaltung der Thüringer Landgesellschaft zum künftigen Hochwasserschutz am Fluss gezeigt wurden, hatten die Bürger aus Crossen und Hartmannsdorf noch in lebhafter Erinnerung. Das hundertjährige Hochwasser (HQ100) von 2013 ist eine Ausgangsbasis für die Vorzugsvariante der Hochwasserschutz-Pläne, die die Landgesellschaft und das für diesen Abschnitt beauftragte Ingenieurbüro LOPP aus Weimar vorgestellt haben.
Die wesentlichste Maßnahme, die die Planer im Fokus haben: Der Alt-Arm der Weißen Elster zwischen Crossen und Ahlendorf soll wieder als aktives Flussbett genutzt werden. Als Hauptgewässerlauf soll er auch die Hauptlast der Wassermassen tragen. Der Fluss erhält – den Zielen des Hochwasserschutzes entsprechend – wieder mehr Raum. Über den breiteren Altarm könne mehr Wasser abfließen als über den engen Kanal zwischen der Brücke nach Nickelsdorf und dem Wehr, erläuterte Maik Blankenburg vom Ingenieurbüro Lopp aus Weimar. Bei einem Hochwasser würde der Flutpegel deutlich niedriger sein als beim jetzigen Flussverlauf. Über das denkmalgeschützte Wehr solle weiterhin Wasser ablaufen und auch der denkmalgeschützte Floßgraben werde weiterhin mit Wasser versorgt. Mit der Reaktivierung des Elster-Altarms sei auch der größte ökologische Wert verbunden, so Blankenburg. Auch ein Fischaufstieg soll geschaffen werden.
Dem Gedanken mancher Anwohner, dass der Bahndamm zwischen Elsteraue und dem Ort Crossen und dessen Ortsteil Ahlendorf zu einem Hochwasserschutzdamm ertüchtigt werden könnte, mussten die Planer eine Absage erteilen. „Das kriegen wir bei der Deutschen Bahn nicht durch und dafür ist er auch nicht gebaut“, erklärte der Projektingenieur Blankenburg.
"„Wir schaffen Schutz damit Schäden wie 2013 nicht mehr eintreten. “" Frank Schirmer Thüringer Landgesellschaft
Die Durchlässe im Bahndamm sollen bleiben. Damit kann auch die Feldfläche zwischen Crossen und dem Ortsteil Ahlendorf weiterhin als Überschwemmungsraum genutzt werden. Um den Ort Crossen von Norden her vor Wasser im Retentionsraum zu schützen, soll ein etwa ein Meter hoher, sehr breiter Wall aufgeschüttet werden, der bis zum Hang an der Landesstraße 1374 reicht. Er wird verschließbare Durchlässe – sogenannte Siele – haben, damit Hang- und Bachwasser abgeleitet werden kann. Der Wall soll sich in die Landschaft einfügen, für die Landwirtschaft werde er aber nicht mehr zur Verfügung stehen. Die Trassenführung wird mit den Anwohnern noch im Detail abzustimmen sein.
Ahlendorf soll mit einem 1,5 Meter hohen Deich mit Kronenweg geschützt werden. Der Deich soll noch ausreichend Abstand vom Bahndamm haben, damit dazwischen bei einer Flut das Wasser abfließen kann.
Zum Schutz des denkmalgeschützten Floßhauses soll der bestehende Deich gesichert werden mit einer Spundwand und an den Bahndamm angebunden werden, um den Schutz zu vervollständigen. Der jetzige Leitdeich soll hingegen auf Geländeniveau abgesenkt werden. Das trage auch zum Absenken des Flutpegels bei einem Hochwasser bei, so Blankenburg.
Das mit dem Kiesabbau bei Ahlendorf angedachte Standgewässer habe keinen Einfluss auf ein Hochwasser, erklärte Frank Schirmer auf die Nachfrage von Anwohner Jürgen Fuchs. „Das ist toter Raum.“ Spannender sei die Frage, wie die Kieshalden aufgetürmt werden, entsprechend habe man Stellung zu dem Vorhaben genommen.
In die Planung des Hochwasserschutzes an der Weißen Elster werde auch die Rauda in Hartmannsdorf bis zur Mündung einbezogen, erläuterte Schirmer. Dafür fehle noch ein Konzept. Es würden Gespräche geführt mit den zuständigen Ingenieuren geführt, um die Planungslücke zu schließen.
Keinen extra Schutz sehen die Planer aus Landessicht für die Grundstücke am Mühlberg am rechten Elsterufer vor. Das sorgte am Infoabend für Verärgerung bei den Betroffenen.
Bürgermeister Uwe Berndt (Linke) versuchte nach der Veranstaltung zu vermitteln zwischen den Anwohnern und der Landgesellschaft: „Wir werden noch separate Gespräche führen.“
OTZ Angelika Munteanu / 30.09.17