
Innenstaatssekretär Udo Götze (links) und Landesfeuerwehrschulleiter Jörg Henze mit dem unterzeichneten Pachtvertrag für das Übungsgelände der Deutschen Bahn in Crossen. Foto: TMIK/Jacob Schröter
Hermsdorf. Geht Udo Götze zur Feuerwehr, dann fast nie mit leeren Händen. Zur Regionalkonferenz Ost des Thüringer Feuerwehrverbandes am Mittwochabend in Hermsdorf brachte der Innenstaatssekretär jedoch keinen Scheck für ein neues Löschfahrzeug mit. Sondern einen Pachtvertrag.
Vertragspartner ist die Bahn AG, die in Crossen (Saale-Holzland-Kreis) ein nicht mehr genutztes Gleisgelände zur Verfügung stellt. Entstehen soll hier Deutschlands erstes und wohl einziges Übungszentrum für das Löschen von brennenden Zügen im Tunnel. Sechs ausrangierte Waggons hat die DB AG schon zum Abfackeln zugesagt. Was in Crossen noch fehlt, ist eine 300 Meter lange Tunnelröhre. Und womöglich auch die Ausbilder der Landesfeuerwehrschule Bad Köstritz, die jährlich mindestens 400 Kameraden auch zur Brandbekämpfung in Schienentunneln befähigen sollen.
Damit ist eines der Themen, die zur Konferenz in Hermsdorf an drei großen Tischen simultan debattiert wurden, bereits benannt: Welche Qualität hat die Ausbildung der rund 35 000 aktiven Feuerwehrleute im Freistaat? Lassen sich Qualifizierungslehrgänge besser auf die Bedürfnisse der überwiegend ehrenamtlichen Kameraden zuschneiden? Braucht es wirklich 16 Unterrichtsstunden, um ein Sprechfunkgerät sicher zu bedienen?
Hier gingen die Meinungen der etwa 50 haupt- und ehrenamtlichen Feuerwehrleute aus ganz Ostthüringen noch am wenigsten auseinander. Manche Ausbildungsmodule seien zu lang, andere zeitlich zu unflexibel. Aber die zwei Wochen Grundausbildung, die blieben das A und O. Jörg Henze, Chef der Landesfeuerwehrschule Bad Köstritz, nahm eine Menge Anregungen und Vorschläge auf.
Staatssekretär Götze auch. Er saß am Gesprächstisch "Strukturreform" und erlebte hier im kleineren Format, was er bereits aus den Debatten mit den Bürgermeistern zur Gemeindereform kennt: Skepsis bis Ablehnung, größere Strukturen zu bilden. Peter Lindner, Kreisbrandmeister der Stadt Greiz, warnte davor, über die Schließung von Feuerwehrstandorten nachzudenken, die noch gut funktionieren. Besser wäre, denen beim Sterben zuzuschauen, die ohnehin keinen Nachwuchs mehr gewännen. Andere berichteten, dass vor allem ältere Kameraden angekündigt hätten, bei Zwangsfusionen von Wehren ihr Ehrenamt sofort hinzuwerfen. Götze sagte, er nehme so etwas ernst. Wolfgang Fiedler, langjähriger Innenpolitiker der CDU-Landtagsfraktion und steter Kämpfer für die Interessen der Feuerwehr, entschärfte die Befürchtungen auf seine Art. Der Spuk dieser Gebietsreform, sagte er, sei sowieso bald vorbei.
An einem dritten Tisch ging es um neue Uniformteile und die Nachwuchsgewinnung. Zwischen beidem bestehe durchaus ein Zusammenhang, hieß es. Auch bei der Jugendfeuerwehr sei die Uniform identitätsstiftend. Sie müsse aber vielseitig, zweckmäßig und nicht aus der Zeit gefallen sein. Steffen Jubold aus Zeulenroda-Triebes trug schon mal zwei neue Teile, die in Baden-Württemberg eingeführt wurden. Diese dunkelblaue Diensthose, lobte er, überstehe auch mal eine Brandsicherungswache.
Brandschutz ist kommunale Pflichtaufgabe
Ende 2015 gab es in Thüringen 1498 freiwillige Gemeinde-, Stadtteil- und Ortsteilfeuerwehren.
Nur die Städte Altenburg, Eisenach, Erfurt, Gera, Gotha, Jena, Nordhausen und Weimar unterhalten zusätzlich Berufsfeuerwehren.
Die Zahl der aktiven Kameraden in Einsatzabteilungen sank von rund 39 300 im Jahr 2011 auf gut 35 000 im Jahr 2015.
Die Jugendfeuerwehren haben konstant 11 000 Mitglieder, aber statistisch nur jeder zehnte Jugendliche bleibt bei seiner Wehr.
Volkhard Paczulla / 09.06.17 OTZ
Beitrag von Gestern
Einzige Anlage in Deutschland: Thüringer Feuerwehren bekommen Übungstunnel für Zugbrände
Die Thüringer Feuerwehren können künftig das Löschen an einem brennenden Zug auf einem eigenen Tunnelübungsgelände trainieren.
Crossen. Einen entsprechenden Pachtvertrag für ein nicht mehr genutztes Bahn-Gleisgelände in Crossen (Saale-Holzland-Kreis) haben Innenstaatssekretär Udo Götze und der Leiter der Thüringer Landesfeuerwehr- und Katastrophenschutzschule, Jörg Henze, unterzeichnet, wie das Innenministerium am Donnerstag mitteilte. "Das Trainingsgelände wird die erste und damit auch einzige Übungsanlage für Zugbrände in Deutschland", erklärte Götze.
An der Tunnelanlage sollen jährlich 400 bis 500 Einsatzkräfte der Thüringer Feuerwehren ausgebildet werden. Die Ausbildung auf dem Übungsgelände solle zunächst mit sechs von der Deutschen Bahn zur Verfügung gestellten Waggons realisiert werden. Die ersten 150 Meter der 300 Meter langen Tunnelröhre sollen bis Ende 2019 fertiggestellt sein. Gasbefeuerte Hotspots im Zug sollen für realistische Brandszenarien sorgen.