Die kleinen Schatzkammern des Saale-Holzlandes: das Kindergartenmuseum in Crossen
Geschichten von Teddy und Sandmann: das Kindergartenmuseum von Eva Schaller in Crossen.
Eva Schaller aus Crossen Foto: Hauswald
Crossen. Eva Schaller fällt es sichtlich schwer, die wenigen Stufen auf den Dachboden zu erklimmen, wo sich ihr Kindergartenmuseum befindet. Oben angekommen, vergisst die fast 80-Jährige alle Beschwerden, die sie plagen. Sie führt durch das kleine Museum und ihre Augen fangen an zu strahlen.
Eva Schaller erzählt von früher. 40 Jahre hat sie als Kindergärtnerin gearbeitet. Die Rentnerin hat ihre Arbeit geliebt und das strahlt auch ihr kleines Kindergartenmuseum aus. Nichts liegt unordentlich herum, die vielen Bücher, Puppen, Teddybären sind fein säuberlich sortiert und thematisch angeordnet.
"Das Museum stellt den Tagesablauf im Kindergarten dar", erklärt Schaller das Ordnungssystem. Angefangen bei der Garderobe über den Malbereich bis hin zum Spielzimmer ist alles da, was das Kinderherz höher schlagen lässt.
Die gute Stube: Das Kindergartenmuseum von Eva Schaller in Crossen. Foto: Martin Hauswald
Im symbolischen Spielzimmer steht heute ein kleines Häuschen aus Bauklötzen samt Gartenzaun, daneben tummeln sich kleine Kühe und Pferde aus Plastik auf einer eigenen Koppel. Früher gehörte auch noch ein kleiner Metallturm zum Ensemble, wie Schaller sagt.
Aber er ist zum Opfer des Erfolgs geworden: "Den Turm hat mal so ein kleiner Steppke eingerissen, der hier zu Besuch war." Verärgert klingt die Crossenerin nicht, nur nachdenklich. Viele der Spielsachen des Kindergartenmuseums wecken Erinnerungen in ihr.
Vor allem die Bilderbücher haben es ihr nach all der Zeit immer noch angetan. Sie nimmt ein kleines Bilderbuch in die Hand und blättert durch. Nach all den Jahren geben die Seiten die Geschichte des "Ausreißers" preis. Ein kleiner Hund, der ohne Erlaubnis wegrennt und dabei für jede Menge Chaos sorgt. Auf den Seiten ist kein einziges Wort abgedruckt, nur die Bilder sind zu sehen. "Die Geschichten haben wir uns damals selbst dazu ausgedacht", sagt Schaller.
Es sind vor allem diese Geschichte, die sie bis heute faszinieren. Es war der Hauptgrund für die Crossenerin, das zu bewahren, was ihr Leben so lange ausgemacht hat. Als nächstes fällt Schallers Blick auf eine kleine Holzkiste mit Bauklötzen. Sie nimmt die Kiste in die Hand, dreht sie herum, nimmt einige Holzquader heraus und sortiert sie wieder zusammen. Fröbel-Gaben nenne sich die Kiste, klärt Schaller auf. "Dass so etwas auf der Straße gelegen hat, kann ich bis heute nicht verstehen", sagt die Rentnerin und kämpft ein paar Tränen nieder.
Tatsächlich hat sie viele der Stücke in ihrem Museum vor der Müllabfuhr gerettet. Die Spielsachen waren aussortiert worden und sollten entsorgt werden. "Viel konnten wir in Eisenberg noch vor der Vernichtung retten", sagt Schaller rückblickend. Im Parkverbot stehend hätten ihr Mann und sie den Großteil ins Auto geladen. Das Ergebnis der Rettungsaktion ist heute das Herzstück des Kindergartenmuseums. Im Laufe der Zeit seien noch viele private Spenden dazu gekommen. Ein kleines Spielzeug-Teeservice zum Beispiel oder der kleine Kinderwagen als Geschenk des Landratsamtes.
Auch die lebensgroßen Kinderpuppen, die in dem kleinen Sandkasten des Museums buddeln, seien so dazu gekommen. "Eine Familie aus Franken hat uns die zukommen lassen", sagt Schaller. Zum Spielen waren die Puppen damals zwar nicht geeignet, aber dekorativ passen sie doch ganz gut in das Gesamtbild. "Ich bin wirklich stolz darauf, dass ich damals die Idee hatte, das alles zu retten", ergänzt die Rentnerin. Mit ihren fast 80 Jahren hat sie sich auch schon Gedanken gemacht, wie es mit ihrem Lebenswerk einmal weitergehen soll.
Mit der Gemeinde und dem Heimatverein in Crossen hat sie bereits gesprochen. Hier sei bereits die Einigung erfolgt, das Museum zu erhalten. Auch die neuesten Entwicklungen in der Stadt könnten da hilfreich sein. "Wenn das Schloss wieder in kommunale Hand kommt, soll das Kindergartenmuseum dort einen Platz bekommen", sagt Schaller zur Zukunft.
Dort gebe es genügend Platz. Ihr Dachboden werde langsam zu klein. Auch träumt sie von einer besseren Präsentation: "Es wäre schön, wenn einige der wertvollsten Stücke einmal eine Vitrine bekommen könnten."
Martin Hauswald / 19.05.17 OTZ